Rituale

Morgens um 5 Uhr auf der Steinschom Burg

Einen Wecker brauche ich nicht. Mich weckt meine innere Uhr. Ich schlafe im oberen Teil meines alten Bauernhauses. Nur zu erreichen über eine alte, steile Stiege.
Lebensgefährlich für meinem großen Doggenmann. Also müssen die Hunde zu ihrem Leidwesen unten bleiben.

Sobald ich die Augen öffne ist Calle hellwach ... keine Ahnung wie er das hört. Er rennt umher und sucht seinen wertvollsten Besitz, seinen Ball. Gefunden, juchu!

Im Bademantel stehe ich an der Treppe und sehe herab auf meine beiden Jungs. Sie sitzen aufrecht am Fuße der Treppe. Erwartungsvoll und fröhlich schauen sie zu mir herauf. Ein Anblick, der mich jeden Morgen beglückt.
Jetzt heißt es alle Kraft zusammen zu nehmen und mich der Herausforderung zu stellen. Unten angekommen überkommt mich ein Feuerwerk an Temperament und Freude. Sie springen und hüpfen, drängeln und schubsen, Calle schiebt seine nasse, kalte Nase unter meinen Bademantel und versucht an meinem teuersten Besitz zu schnüffeln. Unter dessen schiebt mich meine fast 90 Kilo schwere Zuckerschnut durch die ganze Bude. Es ist nicht leicht auf den Beinen zu bleiben. Der Ball ist meine Rettung. Den werfe ich in die Küche. Calle hinterher. Das verschafft mir Zeit mich zu fangen und meinen Großen mit beiden Händen zu puscheln. Das stellt ihn für's Erste zufrieden.
Calle ist zurück. Jetzt stehen ihm beide Hände zu.
Geschafft! Kaffee aufsetzten, Toaster anwerfen und das wichtigste: Leberwurst auf Weißbrot für meine Jungs zum Frühstück. Calle ziert sich nicht lange und haut rein. Meine Zuckerschnut ist da ganz anders. Er stolziert umher und lässt mich rufen. Er legt sich auf den Teppich und ignoriert mich. Ich lege den Stapel aus 3 Scheiben Leberwurst Brot vor ihn. Er schaut weg. „Ach nun schau doch mal, was dein Mütterlein dir feines gebracht hat. Das schmeckt doch so gut. Nimm es hin.....”
Na ja, gucken kann man mal. Er schielt auf sein Frühstück. Ist das Leberwurst oder wieder nur Butter? Jetzt muss ich zum Äußersten übergehen, „soll der Calle dieses schöne, leckere Brot haben?” - Natürlich nicht! Und weg ist der Stapel Brot.

Nun können wir den Tag beginnen.
Die Welt ist noch in Ordnung

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