Was so alles passieren kann

In jungen Jahren hatte ich, wie die meisten jungen Leute, Freude an schicken, schnellen Flitzern. So war ich stolze Besitzerin eines Sportwagens. Nicht eben praktisch, wenn man eine deutsche Dogge und einen Corgi sein Eigen nennt. Aber wat mut dat mut. Für Kuddel den Beifahrersitz ausgebaut und für Dolly Dudel reichte der Notsitz. Das war ein lustiger Anblick, wenn die Dogge so aufrecht neben mir saß. Einmal sagte jemand zu mir: „Was hattest du denn da für eine hässliche Alte neben dir?”

Nach einem anstrengen Arbeitstag musste ich auf dem Heimweg noch tanken. Ganz verträumt, an mein Auto gelehnt, wartete ich darauf, dass der Tank voll war. „Hasst du ein Loch im Tank, oder was dauert da so lange? Andere wollen auch nach hause. Verdammt.”
Offenbar wartete noch jemand. Ein vom Zorn und Stress gerötetes Gesicht versuchte mich mit Blicken zu töten. Ich hatte auch einen stressigen Tag hinter mir, aber als Geschäftsfrau war ich gezwungen mich zu mäßigen. So verkniff ich mir, den berüchtigten Mittelfinger und dachte. Jetzt erst recht! Ich holte lässig mein Geld aus dem Wagen, schlenderte zur Kasse, suchte noch etwas in den Regalen herum und unterhielt mich ein wenig mit dem Kassierer. Für diese Frechheit sollte ich sogleich bestraft werden. Geschrei und Lärm holte mich aus meiner Arroganz. „Hilfe, Hilfe ,so helft doch, warum hilft mir denn keiner!!!”

Oh Gott, meine Hunde ........... Draußen spielte sich ein Drama ab. Mein sonst so friedlicher Kuddel hatte Streit mit dem „netten”, ungeduldigen Mann. Er hatte den Kerl vorne an der Jacke gepackt und schüttelte ihn hin und her wie eine Stoffpuppe. Manno, so ein Kraftpaket. Ich gebe zu, ich war ein wenig stolz auf diesen starken Beschützer. Kuddel war gerade dabei, seine Beute in die umgefallenen Oeldosen und den Wassereimer zu drücken, da hatte ich mich wieder im Griff. „AAAAAUUUUUS!” Oft geübt und siehe da, es hat sich gelohnt. Er lies den Mann fallen und sprang in sein Auto.

Dolly Dudel's Leine hatte sich verheddert und sie musste sich mit kläffen begnügen. Gott sei Dank. Die hätte sich nicht mit der Jacke zufrieden gegeben. Der arme Mann! Halb saß er, halb lag er. Die Augen weit aufgerissen, kreideweiß und stumm. Die Frau dagegen machte sich richtig Luft. „Das kommt davon. Du immer mit deiner Ungeduld, kannst du nicht EINMAL auf mich hören? Sieh dich an, bist du nun zufrieden?”
Und so weiter - Nun tat er mir doch leid. Verletzt war glücklicher Weise nur sein Stolz. Ein paar kleine Kratzer, abgerissene Knöpfe, sonst nichts. Puh, Glück gehabt. Allerdings war der Schock nicht von schlechten Eltern. Er war unfähig ein Wort zu sagen, starrte nur vor sich hin. Tatü-tata. Die Polizei ! Ohje „Was haben wir denn hier? Das war ein Hund? Wo ist das Biest?” - Jetzt wurde ich blass. „Er tut so was sonst nicht”, ein Satz, den wohl jeder Hundebesitzer schon mal bemüht hat. In diesem Moment bemerkte ich erst, dass meine Fahrertür offen stand. Wieso? Aus Angst, die Polizisten könnten meinen Hund erschießen, verschloss ich sie blitzartig. Die gute, mitfühlende Ehefrau machte freundlicher Weise eine Aussage, die das ganze Geschehen erklären konnte. „Mein Mann wollte den Sportwagen nur ein Stück vor fahren. Er hatte es doch so eilig. Er hat den Hund erst gesehen, als er die Tür aufgemacht hat.” - Oh, mann. Die waren sicher beide geschockt. „Ja und dann ist mein Mann hinten über gefallen und der Hund hat ihn gepackt.” - Das war also der Tathergang.

Es endete mit einem Schmerzensgeld von 3000.- D-Mark, einer Verwarnung, weil der Wagen nicht verschlossen war und Beißkorb-Zwang für meinen Kuddel. Schietkram Natürlich hat der Hund Zeit seines Lebens vergessen den blöden Beißkorb an zu legen. Er hat ihn auch nie wieder gebraucht.

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