Margot gefunden
„ Du musst schnell kommen. Hier läuft eine verletzte Graugans auf der Schnellstraße umher. Die wird noch überfahren. Wir kriegen sie nicht zufassen. Komm schnell.” - Hilferuf von meinen Männern. Also: Eine Graugans fangen.......... Natürlich!
Ketscher von den Kois kann vielleicht nützlich sein. Ketscher, Wolldecke, Transportkäfig und los. Angekommen sehe ich die Jungs schweißgebadet, kreuz und quer hinter dem armen Vogel her rennen. Chancenlos. Die Kleine ist auch zu Fuß ganz schön schnell. „Wir müssen sie einkreisen!” Klappt nicht. Die Jagd geht durch Gärten über Straßen und Stock und Stein. „Ich hab sie! Ne doch nicht.” Bis zur Kirche, da sitzt sie in der Falle. Schwupp, Sonja mit dem Ketscher. Gefangen. Die Gans gibt nicht so schnell auf. Das arme, verängstigte Tier wehrt sich nach Kräften. Umsonst. Rein in den Käfig und ab nach hause. Eine gestresste Gans und 3 total erschöpfte Menschen auf dem Weg nach Bargfeld-Stegen.
Eine leere Pferdebox ist vorerst ihr neues Zuhause. Jetzt sehe ich sie zum ersten Mal richtig. Sie reckt sich und macht sich ganz lang. Ihre beiden Flügel stehen ab wie ein Tutu. Schaut mal, sie sieht aus wie Margot Fonteyn, die berühmte Tänzerin. Und schon hat sie ihren Namen. Margot! Mein Gatte, der Tierarzt, stellt fest. „Das sind Kippflügel. Eine angeborene Fehlbildung. Diese Gans wird niemals fliegen können.”
Ach herrje. Vermutlich ist ihre Familie abgeflogen und sie musste zurück bleiben. Die arme Kleine. Unser Mitgefühl bringt uns aber nicht weiter. Ein Plan muss her. Wir können bei NABU anfragen, oder bei Hagenbeck, besser noch. Wir besorgen ihr einen Kumpel und behalten sie. Jo, beschlossen. Versucht mal eine lebende Gans zu kaufen. Das ist nicht so einfach. Aber wir sind fündig geworden und haben ihr einen stattlichen Ganter gekauft. Rudolf natürlich, wie der berühmte Tänzer Rudolf Nurejew. Das passt!
So ist unser Hof und einiges reicher geworden. Die Beiden lieben und hassen sich wie ein altes Ehepaar.
Später mehr über das drollige Pärchen.